Den Zen-Finger geben
Vor einigen Jahren gab Douglas Harding einen Workshop in Tokio. Auf seiner Rückreise nach England erhielt er einen Brief von John, einen amerikanischen Zen-buddhistischen Abt in Japan. John hatte einen Freund getroffen, der bei Douglas Hardings Workshop gewesen war, und als der Freund ihm über das Zeige-Experiment berichtet hatte, tat es John auch. Er schrieb an Douglas, um ihm zu sagen, wie großartig er das Experiment fand, und dass es pures Zen war. Douglas lud daraufhin John zu unserem jährlichen Sommer-Treffen in England ein, wo ich ihn dann traf. Im nächsten Jahr, 2000, gab ich einen Workshop in Tokio und ging zu John für eine Woche - er lebte in einem Dorf, etwa drei Stunden Zugfahrt westlich der Hauptstadt. Es war eine großartige Erfahrung. Hier ist die E-Mail, die er mir später schickte:
"Etwas interessantes geschah letzte Nacht. Ich bekam Besuch von einem Mann, den ich nicht sehr gut kannte, und er bemerkte eine Kalligraphie an meiner Wand, nur mit dem Zeichen für "Mu" (Nichtheit) darauf.
Er fragte, "Toler san, hast du je die Welt der Nichtheit betreten?" Ich sagte: "Ja. Viele Male." Dann fragte er: "Wie geht das? Wann kann man das tun?" Ich sagte: "Oh, du kannst das zu jeder Zeit". Er fragte: "Wie?" Und so führte ich ihn durch das Zeige-Experiment. Als ich zu der Frage kam "und was siehst du dort, wo dein Finger hinzeigt?", sagte er: "Nichts". Ich sagte: "Das ist Mu, oder nicht?" Er dachte darüber etwa zehn Sekunden lang nach, dann lachte er plötzlich laut, klatschte in die Hände, sagte: "Ich habe darüber jahrelang gegrübelt, und du hast es mir in einer Minute gezeigt!" und dankte mir überschwänglich.
Neulich erzählte mir George, ein Freund in Florida, wie er dazu kam zu "Sehen wer er wirklich ist":
"Ich stieß zufällig beim Surfen auf die Webseite, ging gleich zu den Experimenten über, machte das erste - den zeigenden Finger - und war völlig verblüfft durch die augenblickliche Offenbarung. Ich hörte mich noch "Heiliger Strohsack" sagen und rannte die Treppe hoch, um meinen Freund zu holen, damit er auch das Experiment versucht. Er tat es, und er begriff es ebenso, wenn auch offenbar ohne das Trara, das es hier bei mir auslöste. Ich hatte bereits einen weitreichenden spirituellen Hintergrund, aber ich habe die Experimente mit anderen geteilt, die das nicht hatten, die es aber dennoch ebenso schnallten. Der zeigende Finger und andere Experimente sind echt der Hammer! Hallelujah!"
Wie leicht es ist zu sehen wer Du wirklich bist! Drehe Deinen Finger um und zeige darauf, wo andere Dein Gesicht sehen und bemerke das, was Zen Dein Ursprüngliches Gesicht nennt. Ganz offensichtlich ist es Kapazität für die Welt.
Natürlich wird Deine Reaktion, wenn Du Deinen Nicht-Kopf siehst, nicht genau so sein wie bei anderen. Wenn Du nicht die Glocken des Himmels läuten hörst, mach Dir keine Sorgen! Nichts ist falsch gelaufen. Es geht darum zu Sehen, nicht um eine Gipfel-Erfahrung. Wenn Du darauf zurückschaust, wo andere Dein Gesicht sehen, auf den Ort, aus dem heraus Du siehst, dann schau auf die einfache und klare Wahrheit über Dich - bist Du ein Ding oder bist Du Raum für Dinge? Wenn Du bei der bloßen Wahrheit Deiner "Nicht-Dinglichkeit" bleibst - eine Nicht-Dinglichkeit, die wach und voll von allem ist - mit der Zeit wird es Dir all die Gipfel-Erfahrungen und tiefen Einsichten geben, die Du brauchst, maßgeschneidert ganz für Dich.
Liebe Grüße,
Richard
(übersetzt von Tom Horn)