Überlegung 13
Willkommen!
Zweiseitige Aufmerksamkeit
Nach außen schauend sehe ich Farben und Formen, nach innen schauend finde ich weder Farben noch Formen - hier, wo andere mein Gesicht sehen, finde ich
unbegrenzten wachen Raum.
Nach außen schauend sehe ich Bewegung, nach innen schauend finde ich keine Bewegung - ich finde
Stille - ich bin Stille. Ich höre Geräusche dort in der
Stille hier, schmecke Aromen dort in ihrer
Abwesenheit hier, denke Gedanken dort in diesem
Nicht-Geist hier.
Alle Dinge, die dort sind, sind
hier in wachem Raum gegeben.
Sehen, hören, schmecken..... alles ist potentiell
zweiseitig. Normalerweise konzentrieren wir uns nur auf die Objekte in unserer Bewusstheit, übersehen aber den Raum, aus dem wir herausschauen. Wenn wir uns dieses Raums nicht bewusst sind, dann nehmen wir fast mit Sicherheit an, dass wir im Zentrum ein Ding, eine Person sind. Unser ganzes Verhalten fließt dann von diesem Gefühl, ein separates Selbst zu sein - das
öffentliche Selbst, im Gegensatz zum
privaten Selbst. Wenn ich glaube, nur mein öffentliches Selbst zu sein, dann glaube ich mich
Gesicht zu Gesicht mit anderen, getrennt von ihnen und der Welt, begrenzt, in Gefahr, sterblich, und so weiter. Mein Verhalten, meine Beziehungen, alles was ich tue, ist konditioniert durch diesen Blick auf mich selbst - so wie
andere mich sehen.
Wenn ich dagegen zweiseitige Aufmerksamkeit praktiziere, durchschaue ich die Illusion, dass ich im Zentrum ein Ding bin. Solange ich dieses klaren wachen Raums im Zentrum gewahr bin, handle ich bewusst aus der Wahrheit, dass ich kein Ding bin, das der Welt gegenübersteht, sondern dass ich Kapazität für die Welt bin; ich bin keine Person, getrennt von anderen, sondern - Gesicht zu Nicht-Gesicht mit ihnen - ich bin sie. Ich bin nicht in etwas enthalten, nicht beschränkt, nicht in der Zeit, nicht vom Tod bedroht, und so weiter. Dies ist eine tiefgreifend andere Weise zu leben. Ich bin mir weiter meiner Erscheinung bewusst, meiner individuellen Identität, meinem öffentlichen Selbst, aber ich sehe, dass ich im Zentrum nicht diese Person bin. Jetzt fließen all meine Handlungen bewusst aus meinem wahren Selbst, aus der Quelle.
Bleibe bei dem Raum, wo Du bist, der klare Raum, der Kapazität für Deine Welt ist, mitsamt all Deiner Gedanken, Gefühle, Empfindungen - mit allem. Das heißt, das Leben bewusst zu leben, aus der endlosen, kreativen Quelle, die Dein eigenes Sein ist - statt aus einer Idee oder einem Bild Deiner selbst. Das heißt, ein reales Leben zu führen, statt eines vorgestellten - ein praktisches Leben, das alles enthält, statt eines Lebens, das praktisch alles ausschließt.
Liebe Grüße,
Richard
(übersetzt von Tom Horn)