Es ist merkwürdig. Wir glauben, wir wollten sehen, WER wir sind; wir glauben, wir wollten frei sein. Aber ich sehe in uns allen einen großen Widerstand. Der Widerstand gegen das Sehen, wer wir sind, entspricht der Tatsache, dass das Sehen, dass wir nichts sind, das Ende der Geschichte zu sein scheint. Wenn wir schnell wahrnehmen können, dass wir als nichts ebenso alle Dinge sind, dass es darum geht, einen kleinen Kerl für die ganze Welt einzutauschen, dann können wir sehen, dass es ein sehr gutes Geschäft ist. Es ist kein Verlust, sondern gerade das Gegenteil. Dennoch scheint die Bedrohung anzudauern. (Face to No-Face - Douglas Harding, edited by David Lang)

Ich traf Douglas erstmals, als er eine Rede hielt. In jenen Tagen gab es noch keine Workshops (er führte selbst das Zeigen vor!), aber ich sah, worauf er meine Aufmerksamkeit lenkte - dass ich (hier) keinen Kopf hatte, dass alles sich durch mich bewegt, wenn ich Auto fahre, dass ich nichts sehen kann, wenn ich auf das schaue, was ich bin. Dennoch dachte ich, ich hätte es nicht "gerafft". Ich konnte nicht glauben, dass das, was ich sah, das war, worüber er sprach. Es schien so banal, offensichtlich und so wenig verheißungsvoll - unattraktiv in jeder Hinsicht! 

Aber ich wollte es "raffen", auch weil er sagte, dass er diese Einsicht im Herzen aller großen Religionen fand, was mich äußerst beeindruckte. Ich nahm seine Einladung an, kam die nächsten Monate immer wieder zu ihm und machte ihn und seine Freunde verrückt, indem ich gleichzeitig einräumte, was ich sah und es zugleich bestritt. 

Dann, eines Tages, nachdem ich das letzte Mal gesagt haben sollte: "Aber ich verstehe es immer noch nicht", sagte Douglas sanft: "Gut, da gibt es irgendwo einen Widerstand, Anne". Ich war empört! Natürlich leistete ich keinen Widerstand; niemand wollte es mehr "raffen" als ich. Und dann platzte ich vor Lachen heraus. Ich bestritt zwar, Widerstand zu leisten, doch ich konnte nicht mehr Widerstand leisten gegen die Tatsache, dass es HIER nichts gab! Es war, als würde ich sagen: "ok, ok, ich gebe auf! JA, ich sehe, dass hier nichts ist. Stopp. Kein wenn und aber mehr, keine Verzögerungstaktik mehr! 

Nichts hatte sich verändert, die Nichtheit war nicht plötzlich rot erleuchtet oder so, ich hatte nur aufgehört, mich zu sträuben, es zu sein. Nachdem ich dies voll akzeptiert hatte, konnte ich nie wieder so tun, als würde ich es nicht sehen. (Wie oft ich es jedoch ignoriere - steht auf einem anderen Blatt). Anne

Kommentare

Ich möchte Dir danken, dass Du mir mehr als fünfzig Überlegungen geschickt hast. Jede von ihnen war wundervoll, inspirierend und motivierend. Ich hatte Dir zuvor kein feedback zukommen lassen, obwohl Du mich dazu ermutigt hattest. Der Grund dafür ist, dass ich scheinbar nichts zu sagen habe. Mein größtes Problem ist, das Sehen zu vergessen. Deshalb sind die Überlegungen so hilfreich. Ich merke, dass andere auch von dieser Schwierigkeit berichten, und es half mir, das zu hören, denn sonst würde ich glauben, dass meine Anstrengungen nicht ausreichend seien. Wie kann es sein - frage ich mich - dass ich immer wieder vergesse zu Sehen, wer ich bin? Rational gesehen, weiß ich, dass dies die wichtigste Sache in meinem Leben ist, und dennoch vergesse ich zu Sehen. Deine ständigen Erinnerungen sind eine großartige Merkhilfe. Tess

Liebe Grüße,
Richard

(übersetzt von Tom Horn)