Überlegung 78
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Sich in die Leere zurücklehnen
Wenn ich mich in diese Leere zurücklehne, bemerke ich, dass sich die Spannung im physischen und emotionalen Körper abbaut, und das kann ich auch mitten in einer angespannten persönlichen Begegnung machen. Wenn ich merke, dass ich ärgerlich oder verspannt werde, dann wird diese Unannehmlichkeit zu einer Art Pawlowschen Reiz, der mich an die Dimension meiner Innerlichkeit erinnert. Ich bin mir nicht einmal sicher, ob ich in diesem Moment überhaut eine Wahl habe. Ich finde mich selbst einfach wieder dort. Die Meinungsverschiedenheit mag noch immer bestehen, aber mir ist lange nicht mehr so daran gelegen, meine Seite zu verteidigen oder zu behaupten.
Mir wird klar, dass ich über sehr milde Formen von Disharmonie spreche. Es gibt aber offensichtlich Albträume, die nicht durch eine bloße Verschiebung der Perspektive verschwinden. Aber leer zu sein ist vielleicht doch die gesündeste und sicherste (weil angstfreie) Art, mit solch einer Situation klarzukommen. Vor einiger Zeit las ich über die Erfahrung eines tibetischen Mönchs, der über mehrere Jahre in einem chinesischen Gefängnis grauenhaft gefoltert wurde. Er sagte, dass er psychologisch überlebte, indem er in der Leere Zuflucht nahm und für die Erlösung aller empfindungsfähigen Wesen betete. Jan.
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Mein Arbeitgeber hatte mich instruiert, einen wütenden Mann in Empfang zu nehmen, der mit dem Fahrstuhl ankam. Mein Arbeitgeber hatte versäumt, die wiederholte Bitte des Mannes zu berücksichtigen, dass seine Parkplätze freigehalten werden sollten. Mitarbeiter meiner Firma nahmen ihm immer wieder die Parkplätze weg, und der Mann wollte nun meinen Boss persönlich mit dieser Situation konfrontieren. Bevor er in sein Büro hastete, um sich zu verstecken, sagte er mir, wie ich mit dem tobenden Mann umgehen sollte! Ich hatte gar keine Zeit, um über all dies nachzudenken. Ich ging zum Aufzug, um mich dem Mann vorzustellen. Er ging sofort an die Decke. Wunderbarerweise, fühlte ich mich nicht klein oder attackiert. Ich reagierte nicht und nahm sein Benehmen nicht persönlich. Stattdessen fühlte ich eine echte Neutralität und tiefes Mitgefühl für den tobenden Mann. Ich identifizierte mich mit ihm. Ich wusste, wenn ich an seiner Stelle wäre, würde ich mich genauso verletzt und verärgert fühlen wie er. Also stand ich nur da und hörte, wie er vor Wut schäumte. Es war irgendwie irreal. Er war rot im Gesicht und spie seine Worte heraus. Ich schaute und hörte einfach zu.
Nach einiger Zeit fing er an, sich zu wiederholen und mir die gleiche Geschichte wieder von vorn zu erzählen. Ich erkannte das sofort, unterbrach ihn und sagte bestimmt: "Das reicht". Er konnte trotzdem nicht aufhören, und so wiederholte ich noch bestimmter: "Das reicht!". Diesmal hörte er mich, sammelte sich und ging.
Wenn ich diese Erinnerung nun Revue passieren lassen, erinnere ich mich an eine wunderbare Friedlichkeit, die all die Praxis wert ist.
Ich weiß nicht mehr, was ich zu jener Zeit tat, um mich in einem geistigen Zustand einer mühelosen Intelligenz wiederzufinden. Nein, Verzeihung, ich weiß es doch. Was ich tat, war nicht darüber nachzudenken! Diese Friedlichkeit erforderte nichts von mir. Stattdessen dachte und sprach sie für mich. Ich wusste einfach, was zu tun und zu sagen war, ohne irgendetwas dafür zu tun! Es war der Frieden selbst, der dachte und sprach. Es war eine Erfahrung von unsagbarer Erleichterung und Freiheit, und es war wundervoll. Katherine.
(übersetzt von Tom Horn)